Anlaß zur Sorge: Deutlich weniger Schmetterlinge in NRW

Nahezu Halbierung der Zahl im Vergleich zum Vorjahr

von Andreas Rehnolt

Kleiner Fuchs (aglais urticae) - Foto © Wilhelm Stein

Deutlich weniger Schmetterlinge in NRW als im vergangenen Sommer
 
Nach Angaben des NABU besteht „Anlaß zur Sorge“
 
Im laufenden Sommer hat der Naturschutzbund NRW deutlich weniger Schmetterlinge gezählt, als im vergangenen Jahr. Wie die Natur- und Tierschützer am Dienstag in Düsseldorf mitteilten, gibt die Situation „Anlaß zur Sorge“. Bei der diesjährigen Zählaktion vom 15. Juni bis zum 15. Juli seien nur halb so viele Falter gemeldet worden, wie 2022. Am häufigsten wurden den Angaben zufolge weiterhin Kohlweißlinge gesichtet. Im Mittelpunkt des Projektes „Mehr Platz für Falter - Jetzt wird´s bunt!“ standen 12 Tag- und sechs Nachtfalterarten.
 
Trotz guter Beobachtungsbedingungen, also sonnigem Wetter mit wenig Wind in der ersten Halbzeit zeichnete sich schon ab, daß die Zahlen aus dem letzten Jahr nicht erreicht werden würden. Immer wieder kam die Rückfrage, wo denn die ganzen Schmetterlinge wären. In der wechselhafteren zweiten Halbzeit der Zählaktion nahmen die Beobachtungen zwar noch etwas zu, kommen aber, trotz reger Teilnahme, nicht an die Ergebnisse, von 2022 heran. Insgesamt sind rund 17.000 Beobachtungen beim NABU NRW eingegangen, nur wenig mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr.
 

Großer Kohlweißling - Foto NABU Helge May

Den ersten Platz belegen wenig überraschend die Weißlinge mit rund 3.200 Meldungen. Mit einigem Abstand folgen auf Platz 2 und 3 Admiral und Zitronenfalter mit knapp über bzw. knapp unter 900 Beobachtungen. Auf Platz 4 landete das Große Ochsenauge (850) und auf Platz 5 und 6 der kleine Fuchs, dicht gefolgt vom Tagpfauenauge mit jeweils rund 780 Meldungen. Die Gruppe der Dickkopffalter belegt mit rund 540 Meldungen den siebten Platz, daran schließt sich auf Platz 8 die Gruppe der Bläulinge (490) an. Dieses Jahr haben es sogar zwei Nachtfalter unter die Top 10 geschafft:
 
Die bei schwülem Wetter auch tagaktive Gammaeule belegt mit 460 Beobachtungen Platz 9 und die tagaktiven, kolibriartigen Taubenschwänzchen schaffen es mit rund 410 Meldungen auf Platz 10. Zu den außerdem gemeldeten Tagfalterarten gehören Schornsteinfeger (290), C-Falter (260), Landkärtchen (170) und Distelfalter (120). Der Weiße Schwarzaderspanner (170), der Ockergelbe Blattspanner (60), das Sechsfleck-Widderchen (40) und der Ampferspanner (10) gehören zu den Nachtfaltern.
 
Die Ergebnisse geben Anlaß zur Sorge. „2023 ist ein außerordentlich schlechtes Schmetterlingsjahr“ so Karl-Heinz Jelinek, Schmetterlingsexperte des Nabu NRW. „Der sowieso schon lange zu beobachtende Artenschwund wie auch der Rückgang der Individuenzahlen innerhalb einer Art aufgrund von Nutzungsintensivierung, Strukturverlust und Pestizideinsatz wird nun noch durch die Auswirkungen des Klimawandels verstärkt. Besonders deutlich wird dies bei Arten wie dem in den 1990ern noch häufigen Schornsteinfeger. Dieser hat seine südliche Verbreitungsgrenze im nördlichen Mittelmeerraum und verträgt Sommerhitze und Trockenheit schlecht“, erklärt Jelinek. Aber auch anpassungsfähigere Arten mit einem großen Verbreitungsgebiet suchte man in diesem Sommer teils vergeblich.